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Mutmaßlicher Schütze von Highland Park wegen siebenfachen Mordes angeklagt
Mutmaßlicher Schütze von Highland Park wegen siebenfachen Mordes angeklagt / Foto: KAMIL KRZACZYNSKI - AFP

Mutmaßlicher Schütze von Highland Park wegen siebenfachen Mordes angeklagt

Nach dem Blutbad am US-Nationalfeiertag in einem Vorort von Chicago ist der mutmaßliche Schütze wegen siebenfachen Mordes angeklagt worden. Staatsanwalt Eric Rinehart sagte am Dienstag in Highland Park im Bundesstaat Illinois, im Verlauf des Verfahrens dürften noch "dutzende weitere" Anklagepunkte gegen Robert Crimo hinzukommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte der 21-Jährige seine Tat offenbar wochenlang vorbereitet. Sein Motiv war weiter unklar.

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Crimo hatte nach Überzeugung der Ermittler am Montag in Highland Park mit einem Gewehr mit hoher Durchschlagskraft das Feuer auf die Zuschauer einer Parade zum Unabhängigkeitstag eröffnet. Er gab vom Dach eines Geschäftsgebäudes aus mehr als 70 Schüsse ab und tötete mindestens sieben Menschen. Mehr als 35 weitere Menschen wurden verletzt.

Crimos Bluttat machte einen zweijährigen Jungen zur Waise: Laut dem Sender CBS gehörten die Eltern des kleinen Aiden zu den Todesopfern. Bewohner kümmerten sich um ihn, als er nach der Tat verloren in der Gegend herumirrte.

Eine weitere Überlebende, Cassie Goldstein, berichtete, wie ihre Mutter vor ihren Augen erschossen wurde. Sie sei während ihrer gemeinsamen Flucht vor den Schüssen in die Brust getroffen worden und umgefallen, erzählte die 22-Jährige NBC News. "Ich wusste dass sie tot war." Aber sie habe nicht anhalten können, weil die Kugeln immer noch um sie herum pfiffen.

Der 21-jährige Todesschütze hatte die Tat den Ermittlern zufolge seit Wochen geplant. Der an Hals und Gesicht tätowierte junge Mann hatte sich am Tag des Angriffs als Frau verkleidet, um seine Identität zu verschleiern und leichter fliehen zu können.

Er wurde schließlich Stunden später nach fieberhafter Fahndung und einer kurzen Verfolgungsjagd im Auto seiner Mutter festgenommen. In dem Fahrzeug wurde ein zweites Gewehr gefunden. Beide Waffen hatte Crimo laut Polizei legal erworben.

Sein Motiv ist bislang unklar. Es gebe keine Hinweise auf ein rassistisches oder religiöses Motiv, sagte Polizeisprecher Chris Covelli.

Der mutmaßliche Schütze hatte aber in der Vergangenheit psychische Probleme und war durch drohendes Verhalten aufgefallen. 2019 wurde die Polizei gleich zwei Mal zu Crimos Haus gerufen, wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte. Beim ersten Mal wegen eines Suizidversuchs und beim zweiten Mal, nachdem Crimo nach Angaben eines Verwandten gedroht hatte, in der Familie "alle zu töten".

Damals beschlagnahmte die Polizei 16 Messer, einen Dolch und ein Schwert. Festgenommen wurde Crimo aber nicht. Die Behörden untersuchen Beiträge und Videos, die er im Internet veröffentlicht hatte.

In einigen seiner inzwischen gelöschten Beiträge spielte der Amateur-Musiker, der sich selbst "Awake the Rapper" nennt, auf Waffen und Schießereien an. In einem anderen sagt er: "Ich hasse es, wenn andere im Internet mehr Aufmerksamkeit bekommen als ich."

Highland Parks Bürgermeisterin Nancy Rotering sagte dem Sender NBC, jeder in dem Ort kenne jemanden, der direkt von der Bluttat betroffen sei. Sie selbst habe Crimo als kleinen Jungen kennengelernt, als er Pfadfinder und sie Pfadfinderleiterin war.

"Wie kann jemand so wütend und so hasserfüllt werden, dass er sich unschuldige Leute vorknöpft, die einfach einen Tag mit der Familie verbringen", fragte die Bürgermeisterin ratlos. Der Vater des 21-Jährigen war 2019 erfolglos gegen Rotering angetreten.

Nach den tödlichen Schüssen droht Crimo lebenslange Haft. Staatsanwalt Rinehart sprach von einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Haftentlassung im Falle einer Verurteilung. Die Todesstrafe wurde im Bundesstaat Illinois schon vor Jahren abgeschafft.

Das Blutbad am US-Nationalfeiertag hatte landesweit für Entsetzen gesorgt. Am Dienstag besuchte Vizepräsidentin Kamala Harris den Ort des Angriffs. Sie mahnte erneut einen entschiedeneren Kampf gegen Schusswaffengewalt an und warnte: "Das hier könnte überall passieren, in jeder friedliebenden Gemeinde."

J.Gustafsson--RTC