FDP-Politiker Lambsdorff kritisiert Ostermärsche in Zeit von Ukraine-Krieg
Vor dem Auftakt der diesjährigen Ostermärsche am Donnerstag hat der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff die pazifistischen Anliegen der Beteiligten kritisiert. "Wenn Ostermarschierer jetzt Abrüstung fordern und in Interviews vorschlagen, die Ukraine 'gewaltfrei zu unterstützen', spucken sie den Verteidigern Kiews und Charkiws ins Gesicht", schrieb Lambsdorff in der "Zeit".
"Sie traumatisieren die zu uns Geflüchteten ein zweites Mal, denn sie schützen die Mörder und Vergewaltiger von Butscha, Irpin und Mariupol", warf der FDP-Politiker den Organisatorinnen und Organisatoren der Märsche vor. "Die Ostermarschierer sind die fünfte Kolonne Wladimir Putins, politisch und militärisch", schrieb er weiter. Sie bedeuteten eine Gefahr für die Sicherheit Deutschlands und Europas.
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann wandte sich in der "Zeit" jedoch dagegen, "jetzt den Pazifismus zu verdammen". Es sei klar, dass die Aggression in der Ukraine gestoppt werden müsse, "aber es ist auch klar, dass es keinen sauberen Verteidigungskrieg gibt", sagte sie weiter. Daher lehne sie auch Waffenlieferungen an die Ukraine ab.
"Waffen werden nicht die Lösung sein, sondern Friedensverhandlungen", mahnte Käßmann. Allerdings sei es auch ein Fehler der Friedensbewegung gewesen, nach der russischen Annexion der Krim Unrecht einfach hinzunehmen. "Das war ein Fehler", kritisierte sie. Gleichwohl sei sie immer noch überzeugt: "Der Versuch, mit Russland in Frieden zu leben, war richtig."
Die Ostermärsche für den Frieden haben eine lange Tradition. Nach Anfängen in den 1960er Jahren hatten sie zeitweise hunderttausende Teilnehmer. Auch in diesem Jahr sind in zahlreichen Städten und Regionen Aktionen geplant, von Mahnwachen bis hin zu mehrtägigen Märschen.
Die genauen Ziele variieren in den einzelnen Aufrufen, in der Regel sind es Forderungen nach Abrüstung, einem Durchbrechen von Eskalationsspiralen oder ein Nein zu milliardenschweren Mehrausgaben für die Bundeswehr. Gefordert wird teilweise auch ein "Stopp des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs in der Ukraine", allerdings setzen die Initiatorinnen und Initiatoren dafür in der Regel auf gewaltlose Proteste sowie Verhandlungen.
G.Abbenevoli--RTC