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Magdeburg schafft Überraschung - CL-Finale gegen Wolff
Magdeburg schafft Überraschung - CL-Finale gegen Wolff / Foto: IMAGO/Franziska Gora/Jan Huebner - IMAGO/Jan Huebner/Franziska Gora/IMAGO/Jan Huebner/Franziska Gora

Magdeburg schafft Überraschung - CL-Finale gegen Wolff

Der SC Magdeburg greift nach einem Coup gegen den FC Barcelona nach Europas Handball-Krone. Im Finale wartet Kielce mit Torhüter Andreas Wolff.

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Als diese irrwitzige Partie tatsächlich einen Sieger gefunden hatte, stürmten die Spieler des SC Magdeburg einfach drauf los. Sie hüpften wild im Kreis und wussten offenbar gar nicht, wohin sie ihre Euphorie entladen sollten. Der dramatische Sieg gegen Titelverteidiger FC Barcelona und der damit verbundene Einzug ins Champions-League-Finale sorgte beim Final Four in Köln für gewaltige Emotionen - in mehrfacher Hinsicht.

"Ich habe immer noch Gänsehaut. Ich dachte, ich hätte im Final Four schon alles gesehen. Unfassbar", sagte Nationalspieler Lukas Mertens. DHB-Kollege Philipp Weber erlebte am Samstag in der ausverkauften Lanxess Arena nach eigener Aussage das beste Spiel seiner Karriere: "So ins Finale einzuziehen, ist einfach unglaublich."

Der deutsche Vizemeister rang in einem spektakulären Halbfinale den katalanischen CL-Rekordsieger mit 40:39 (38:38, 31:31, 16:18) nach Siebenmeterwerfen nieder und darf vom zweiten Königsklassen-Triumph nach 2002 träumen. "Dieses Spiel war ein Spiegelbild unserer gesamten Saison. Wir hatten immer wieder mit Widerständen zu kämpfen, haben uns aber nicht unterkriegen lassen", sagte Trainer Bennet Wiegert.

Kay Smits (12 Tore) und Michael Damgaard (8) waren die besten Werfer für die Magdeburger, die eine verrückte Partie mit zahlreichen Wendungen unter dem Strich verdient für sich entschieden. Der SCM beendete vor 19.250 Zuschauern eine beachtliche Serie: So ging Barca erstmals seit 25 CL-Partien wieder als Verlierer vom Feld.

Der Final-Four-Debütant kämpft am Sonntag (18.00 Uhr/DAZN) in einem Traumfinale gegen Barlinek Industria Kielce mit Nationaltorwart Andreas Wolff um Europas Krone. Die Polen setzten sich auch dank eines starken Wolffs, der kurz vor Schluss entscheidend parierte, im zweiten Halbfinale mit 25:24 (16:14) gegen Paris St. Germain durch.

21 Jahre nach dem historischen ersten Champions-League-Sieg einer deutschen Mannschaft durch den SCM schielten die "Erben" des damaligen Coaches und heutigen Bundestrainers Alfred Gislason auf eine weitere Überraschung gegen "Lieblingsgegner" Barcelona. Schon in der Klub-Weltmeisterschaft hatte das Team aus Sachsen-Anhalt die Katalanen (2021 und 2022) zweimal besiegen können.

Der Coup gelang erneut, weil sich der SCM nach dem Seitenwechsel steigerte und den Favoriten mit großer Leidenschaft und etwas Spielglück bezwang. Vor der Pause lag Barca noch mit drei Treffern vorn, dann drehte der SCM die Partie, lag wieder zurück - und rettete sich dank Smits' Treffer kurz vor der Schlusssirene doch irgendwie in die Verlängerung.

Gisli Kristjansson stand da schon nicht mehr auf dem Feld. Ausgerechnet der isländische Nationalspieler, der sich in Rekordgeschwindigkeit und rechtzeitig für das Final Four von einem Knöchelbruch erholt hatte, erlitt kurz vor Ende der regulären Spielzeit eine schwere Verletzung in der rechten Schulter. "Das zerreißt mir das Herz", sagte Trainer Wiegert inmitten eines Gefühlschaos.

Zwei Monate zuvor hatte der Coach nach dem verloren DHB-Pokalfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen an exakt selber Stelle noch mit feuchten Augen eine Niederlage erklären müssen, auch im April hatte das Siebenmeterwerfen entschieden. Nun durften Wiegert, der schon beim Triumph 2002 als Spieler dabei war, und sein Team jubeln. Den Barca-Stars versagten bei der Entscheidung vom Strich die Nerven.

A.Olsson--RTC