Turnen: DTB-Vizepräsidentin Koch lässt Amt ruhen
Die frühere Bundestrainerin Ulla Koch lässt ihr Amt als Vizepräsidentin des Deutschen Turner-Bundes (DTB) vorerst ruhen. Die 69-Jährige habe sich "angesichts der aktuellen Meldungen und der Debatte über Missstände im deutschen Turnen" zu diesem Schritt entschlossen, teilte der DTB am Montag mit und erklärte weiter: "Im Sinne eines optimalen Aufarbeitungsprozesses möchte Ulla Koch sich von ihrem Präsidiumsamt zurückziehen. Diese Entscheidung hat sie für die Dauer des Aufarbeitungsprozesses getroffen."
Die Rheinländerin war von März 2005 bis September 2021 als Cheftrainerin für das Frauenturnen im DTB zuständig. Kurz vor dem Jahreswechsel hatten mehrere zumeist zurückgetretene Auswahl-Turnerinnen schwerwiegende Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben, unter anderem beklagten sie "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch". Der DTB und der Schwäbische Turnerbund (STB) sind nach eigener Aussage dabei, die Vorwürfe unter anderem durch eine Untersuchungskommission aufzuarbeiten.
Koch habe "unbestrittene Verdienste für den deutschen Turnsport geleistet, denn sie hat einen bedeutenden Aufschwung im Frauen-Turnen bewirkt, der nicht nur ergebnisorientiert war, sondern bei dem auch die Persönlichkeitsentwicklung der Athletinnen im Vordergrund stand", teilte der DTB mit: "In ihrer Zeit als Trainerin hat Koch ihr Wirken stets reflektiert, wie auch das Turnen selbst und das dazugehörige Training einen Wandlungsprozess durchlaufen haben."
Im November 2021 wurde Koch beim Deutschen Turntag zur Vizepräsidentin Olympischer Spitzensport im DTB gewählt. Sie habe sich in dieser Zeit konzeptionell auch intensiv in den Prozess "Leistung mit Respekt" eingebracht, so der Verband.
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gibt es offenbar auch am Standort Stuttgart personelle Konsequenzen: Ein Trainer-Duo, das bis einschließlich vergangenem Sonntag nach den Vorwürfen vorläufig freigestellt worden war, kehrt nach Informationen des SWR sowie der Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung nicht zurück.
Die Vorwürfe, die zunächst durch Tabea Alt und Michelle Timm vorgetragen wurden und denen sich viele Turnerinnen anschlossen, lösten eine Welle der Empörung und auch Anteilnahme aus. Unter anderem die lokale Politik und auch der Deutsche Olympische Sportbund fordern Aufklärung.
J.Gustafsson--RTC